Johannes-Gruß, 16. März 2018

Liebe Johannesgemeinde und liebe Freunde,

als ich im Herbst 1989 bei den Bausoldaten war, habe ich den Befehl verweigert, der DDR treu zu dienen. Ich bin allergisch gegen Befehle.

Vor hundert Jahren wäre so ein Bekenntnis fast undenkbar gewesen. Heute gilt es als schick. Nur manche werden den Kopf schütteln: "Wenn jeder einfach so Befehle verweigert, dann leben wir bald im Chaos." Stimmt auch.

Spannend ist, dass das Wort "befehlen" im Ursprung "anvertrauen" hieß.
Jemand vertraut einem Boten eine Nachricht an, die exakt überliefert werden soll.
Jemand vertraut einem anderen eine Aufforderung an, die genauestens ausgeführt werden soll.
Ein Mensch vertraut sich dem anderen an. Er befiehlt sich ihm an.

Darum fand ich's nicht schlimm, dass Mu (meine Mutter) mir mit meinen stolzen 6 Jahren vorm Gang in die Kaufhalle sagte: "Und sei vorsichtig mit der Eierpackung!" Sie hat mir vertraut und ich habe gern angenommen, womit sie mich betraut hat. Mit anderen Worten: Ich habe ihre Befehle angenommen.
Kein Befehl ohne Beziehung.
Zugespitzt: Kein Befehl ohne Vertrauen.

In diesem Sinne befiehlt Gott im AT der Bibel 275-mal. Dazu kommen noch 100 Befehle von Mose und seinem Nachfolger Josua. Das reicht für jeden Tag im Jahr. Es ist eben ein tägliches Anvertrauen.

"Die Befehle des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz." (Psalm 19,9)

Sonntag ist Gottesdienst. Ich freue mich auf Sie!

 

Herzliche Grüße
Torsten Kiefer

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