Johannes-Gruß, 10. November 2017

Liebe Johannesgemeinde und liebe Freunde,

es gibt immer etwas zu Jammern. Als ich 18 Jahre alt war, haben wir oft und lange in Schlangen gestanden. Das war sehr kommunikativ. Da wurde miteinander gewartet und gejammert bis zum Umfallen - über alles, was es nicht gab. Als ich 28 war, gab es alles, was es bis dahin nicht gab. Aber es gab kaum noch Schlangen. Man musste anderswo jammern - über all das Neue, das uns übergestülpt wurde. Als ich 38 war, wurde immer noch gejammert. Obwohl Vieles nicht mehr neu war. Aber es hieß: die Kirche sei demnächst bankrott und so. Jetzt bin ich 48 und natürlich jammert man immer noch gern und ausführlich. Über zu alte Autos, über die vielen Fremden und überhaupt...

Der alte Jeremia hat auch gejammert. Manchmal. Aber dann wieder jammerte es ihn. Das ist anders. Wenn "es mich jammert", dann geht mir das fremde Elend näher als mein eigenes. Er sagt zum Beispiel: "Mich jammert von Herzen, dass [...] mein Volk so zerschlagen ist. Ist denn keine Salbe oder kein Arzt da?" (Jeremia 8,21f.) Man kann die Not der Anderen übersehen. Oder man lässt es sich jammern. Ich möchte es lieber mich jammern lassen, als dass ich jammere.

Sonntag feiern wir Gottesdienst. Zeit um Gott zu feiern. Für andere zu beten.

Herzliche Grüße
Torsten Kiefer

P.S.: Torsten Kiefer ist mit der Konfigruppe in Zinnwitz. Herzlichen Dank an Benjamin Stahl.

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