Johannes-Gruß, 12. Juni

Liebe Johannesgemeinde und liebe Freunde,

im Beet am Giebel des Bugenhagenhauses wurde heute aufgeräumt. Die Dahlien wollten nämlich nicht wachsen. Der fachfräuische Blick hat sofort entdeckt, woran das lag. Schuld waren die Schnecken. Sie müssen im Kreis um die jungen Triebe gesessen und sofort zugeschlagen haben, wenn sich etwas frisches Grün zeigte. Die Schnecken wurden daher gestellt und in eine Art Quarantäne gesetzt. Fünfzig Schnecken!

Mein erster Gedanke war: Fünfzig?! Das ist ein Kampf, den wir nie gewinnen!
Wahr daran ist, dass es immer gefräßige Schnecken geben wird. Wir werden sie nicht los. Wahr ist aber auch, dass im vergangenen Jahr die Dahlien geblüht haben. Und nächstes Jahr könnte das wieder so sein. (Vielleicht sogar noch in diesem Jahr? Keine Ahnung.) Der Kampf ist nicht umsonst.

Wenn die Schnecken meiner schlechten Angewohnheiten meine kleinen Hoffnungspflänzchen weggefressen haben. Dann ist der Kampf dagegen nicht umsonst.
Wenn die Schnecken des langen Weges mich um die frische Hoffnung bringen, dann ist der Glaubenskampf dagegen nicht umsonst.
Wenn die Schnecken der Enttäuschung mich nur noch feuchte Erde sehen lassen, dann lohnt sich der Blick in die Tiefe, weil unter der Oberfläche schon das neue Grün treibt.

Der Satz aus Psalm 124 (Vers 7) gebraucht ein anderes Bild, aber er meint etwas ganz Ähnliches:

Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.

Herzliche Grüße,
Torsten Kiefer

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