Johannes-Gruß, 24. September

Liebe Johannesgemeinde und liebe Freunde,

ist Warten eigentlich eine Kunst, die sich erst in der zweiten Hälfte des Lebens richtig entfaltet?

Natürlich beginnt die Übung schon viel früher. In der Schule zum Beispiel, wenn man täglich auf Schulschluss wartet. Als Lehrling auf Dienstschluss. Und wer Kinder haben darf, weiß spätestens dann, wie viel Zeit man mit Warten verbringen kann. "Ich komme gleich" hieß es auch schon vor 45 min, bevor die Puppe angezogen, die Socken ausgetauscht, das alte Popcorn aufgegessen, die Kuscheleule geholt werden musste. Warten.

Mein Eindruck ist trotzdem, dass mit zunehmendem Alter die Wartezeit länger und die Kunst zu Warten wichtiger wird. Als Student konnte ich Projekte wie "Die ganz schwierige Hausarbeit" in einer Woche erledigen. Unser Projekt Kindergarten in Schönwalde I beschäftigt mich schon seit sechs Jahren. Als ich Freunden damals davon erzählte, sagten sie: Schönes Projekt, wir wünschen Dir einen langen Atem.

Wie schön ist es dann, in der Bibel zu lesen: "Das Warten der Gerechten wird Freude werden." (Sprüche 10,28) und: "Nehmt euch ein Beispiel an denen, die Vertrauen und Ausdauer bewahrt und darum empfangen haben, was Gott versprochen hat." (Hebräer 6,12)

Auf denn, lasst uns Künstler in Sachen Warten werden. "Training" ist wieder am Sonntag 10:30 Uhr beim Gottesdienst auf der Wiese an der Kemnitzer Wende. Wir er-warten, dass Gott redet. Bis dahin!

Herzliche Grüße
Torsten Kiefer

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