Johannes-Gruß, 31. August 2018

Liebe Johannesgemeinde und liebe Freunde,

es gibt im Bibelhebräischen drei Worte für Sünde: Chet - das daran erinnert, dass Sünde Gott trifft. Avon - das wir als Übertretung bezeichnen würden. Und Pesha - was Gewaltverbrechen, Übel meint. Luther übersetzt das oft mit "Gottlosigkeit".

Was gerade in Chemnitz und Wismar geschehen ist, ist Pesha. Übelste Sünde. Nicht zu ertragen. Ich muss schlucken, wenn es Leute gibt, die so ein Übel auch noch verteidigen wollen. Wenn Menschen öffentlich gejagt und getötet werden, dann steht unsere Demokratie auf dem Spiel, der Frieden und unsere Werte. Luther hat recht: Das ist Gottlosigkeit.

Nur... Moment! Jesus hat mit Sündern viel Zeit verbracht. Das waren Leute, die nicht nur "im religiösen Sinn irgendwie sündig" waren. Das waren nicht nur Leute, die "ein paar Übertretungen" in Kauf genommen hatten, sondern sicher auch echte Pesha-Leute. - "Eklig!", dachten einige. "Nicht die gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.", sagte Jesus. Wer heute heimlich begrüßt, was durch den Mob in Sachsen und bei uns geschieht, ist auch krank. Doch Gott (alias Jesus) lässt die willentlichen Sünder offensichtlich nicht los. Er vertuscht nicht. Aber er bleibt. Liebt. Lässt er sich von ihnen treffen. Aus Liebe ist er zum Opfer geworden. Ganz dicht bei all den anderen Opfern von Gewalt.

Am Ostermorgen haben zuerst alle gedacht: Das war zu viel des Guten. So funktioniert das nicht. Doch dann haben sie ihn lebendig erlebt. Der Gekreuzigte lebt! Und Sünder sind zu Jesusnachfolgern geworden. Verändert. Befreit.

Diese Veränderung feiern wir, wenn wir sonntags Gottesdienst feiern.

Herzliche Grüße
Torsten Kiefer

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