Johannes-Gruß, 5. Oktober 2018
Liebe Johannesgemeinde und liebe Freunde,
ich sitze gerade auf einem kleinen Balkon in Jerusalem. Um mich herum sind neun (!) Airconditioner, also große Kästen mit Ventilatoren an Schläuchen und Kabeln, die dafür sorgen, dass es in den Zimmern unter mir kühl bleibt. Die Mauer um den Balkon ist höher als meine Augen. Meine Aussicht beschränkt sich also auf die oberen Etagen vom Hochhoch nebenan. Aber die Sonne scheint. Neben mir steht ein Glas Kaffee. Und ich weiß, wo ich bin und freue mich auf den Tag.
In den Herrnhuter Losungen habe ich gerade gelesen: "Er wird der Friede sein." (Micha 5,4)
Dieser Satz ist wie mein Morgen auf dem Balkon. Man könnte sagen: "Wo ist denn, bitte schön, Frieden?! Gerrade in Israel." (Gerade fängt die eine Maschine neben mir an zu arbeiten und pustet mit unangenehm Luft an den Hals.) Es ist wichtig, die Krisen im Blick zu haben, zu verstehen. Aber ich darf mich an den Horizont erinnern lassen. Wo ich lebe. Denn der Horizont ist nicht die Krise. Am Ende wird es nicht alles zusammen brechen. Hass und Krieg werden nicht gewinnen. Mitten in dem ganzen Chaos unserer Welt ist er - der Sohn Gottes - unser Friede.
Wir werden nachher mit dem Linienbus nach Bethlehem fahren. Da kreuzen wir die israelische Mauer. Wir spüren den Unfrieden. Aber wir sind mit Jesus unterwegs. "Er wird der Friede sein."
Herzliche Grüße
Torsten Kiefer